Der Neusiedler See mit seinen weiten Schilfflächen bietet abertausenden von Staren auf der Durchreise von Mitteleuropa in die Winterquartiere in Afrika einen Sammelplatz. Von Ende August bis Oktober bilden die Singvögel immer größere Schwärme und die Weinberge um den See betrachten sie als ihr Buffet, um sich zu stärken, bevor es auf die lange Reise ums Mittelmeer geht.

Die Weinbauern versuchen die Tiere möglichst von ihren Weingärten fern zu halten, denn lässt sich so ein Großschwarm auch nur für ein paar Sekunden in einer Riede nieder, kann es sein, dass ein Großteil der Ernte weggefressen ist. Mit Netzen schützen sie die Früchte in den Lagen, die sich von nah am Seeufer bis in die Hügel hinaufziehen. Aber manchmal wird auch geschossen – besser „geknallt“.

Mit der Pistole im Anschlag steht Paul Schandl am Rand der Riede „Vogelsang“. Hier hört man heute aber keinen singenden Star, denn Paul knallt Böller und Heuler in die Luft, wenn ein Schwarm sich wie eine dunkle Wolke über seinen Weinberg senkt. Das geht so lange bis die hungrigen schillernden Vögel das Weite suchen.

  • Foto: Magnus Hengge, studio adhoc Berlin

    Stare über dem Weingarten

    Im September, während der frühen Erntezeit, kreisen tausende von Stare in großen Schwärmen über Rust und dem Neusiedler See.

  • Foto: Magnus Hengge, studio adhoc Berlin

    Warten auf den Schwarm

    Die Weinbauern freuen sich wenig über das Naturschauspiel, denn ihre Ernte steht auf dem Spiel.

  • Foto: Magnus Hengge, studio adhoc Berlin

    Furmint im Netz

    Die Trauben in den Lagen nah am See werden ohne Schutznetze ganz schnell von den Staren weggefressen.

  • Foto: Magnus Hengge, studio adhoc Berlin

    Traube hinter Gitter

    Die traditionellen Furmint- und Traminer-Weingärten müssen alle ab August geschützt werden.

  • Foto: Magnus Hengge, studio adhoc Berlin

    Sonst knallt’s

    Aber auch in den Weingärten, die durch Netze geschützt sind, können die Stare heftige Ernteausfälle verursachen. Darum werden sie mit Böllern und Heulern verjagt.

Weil die Weinbauern sich nicht ständig um das Verjagen der Stare kümmern können, hat die Gemeinde Rust einen eigenen „Starwart“, beschäftigt – quasi eine lebende Vogelscheuche mit allerlei Scherzartikeln im Anschlag, um den gefiederten Erntehelfern den Spaß zu verderben.

Hier unten am See, wo die Stare ihre Schlafplätze haben und gerne zum Frühstück in die nahen Weingärten ziehen, baut die Familie Schandl auf dem relativ fetten Boden traditionell den Furmint an. Diese alte K&K-Rebsorte wird schon seit hunderten von Jahren in der Region angebaut und seit den 1980er Jahren wird auf dem Weingut Peter Schandl auch ein tanninreicher, trockener Weißwein aus dem Furmint hergestellt, der großes Reifepotential aufweist.

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